Donnerstag, 5. Januar 2017

Zwischen Hingabe und Aufgabe

©Nicos Bücherwelten
Um dieses Buch bin ich lange herumgeschlichen - hatte es zuerst doch eine liebe Kollegin gelesen und sich begeistert gezeigt (und wir versuchen, nicht alles doppelt zu lesen - da auch jede/r seinen Bereich hat). Dennoch hat mich The Girls so lange beschäftigt, dass es jetzt doch in mein Bücherregal eingezogen ist - eine für mich gute Entscheidung!

Sommer 1969 in Kalifornien, USA: die vierzehnjährige Evie Boyd fühlt sich ungeliebt und einsam. Sie glaubt, von allen übersehen zu werden - von ihren Eltern, ihrer einzigen Freundin, ihren Mitschülern. Sie möchte einfach "dazugehören", ankommen, akzeptiert werden. Doch dann begegnet sie den „Girls“. Ausgefranste Kleider, lange und unfrisierte Haare. Fröhliches und lautes Gelächter. Suzanne, eine der "Girls", beeindruckt Evie, die sich sofort zu ihr hingezogen fühlt. Alle ziehen sie zusammen zu Russell, einem für sie charismatischen und anziehendem Mann - eigentlich einem manipulativen Soziopathen. Sie verfallen ihm regelrecht. Grenzenlose Liebe, oder zumindest die Vision davon, macht Evie blind vor dem, was wirklich auf Russells Ranch geschieht - etwas, das mit aller Macht Evies Leben für immer zerstören könnte.

Parallelen zu Charles Manson sind beabsichtigt und gewollt.

Emma Cline hat einen unglaublichen Schreibstil: flüssig, metapherreich und - trotz fehlender Tabus - nicht obszön. Es passt einfach alles so zusammen. Sie schafft es, eine unglaublich beklemmende und verstörende Atmosphäre zu kreieren, der ich mich nur schwer entziehen konnte. Dieses Buch wird noch lange in Erinnerung bleiben - und ich bin gespannt, was wir von der jungen Autorin (*1989) noch zu lesen bekommen.

4,5 Bücher


Bibliographische Angaben:
Emma Cline
The Girls
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Hanser
9783446252684
€ 22,-

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